Waren sie wirklich Antipoden? Oder wurden sie nur von den Wagnerianern und Antiwagnerianern instrumentalisiert? Am besten verlässt man sich auf die Meisterwerke, die beide für Instrumente geschrieben haben, und da ist die Entfernung gar nicht so groß. Brahms hatte sich mit seinem großen Klavierquintett viel Mühe gegeben, dann aber einen ersten Höhepunkt seines Kammermusikschaffens erreicht. Bei Bruckner hingegen gibt es weder Vor- noch Nachgänger, sein Streichquintett ist ein Solitär, der parallel zur Dritten, Vierten und Fünften Symphonie entstand. Bewundernswert, wie genau der große Symphoniker die Klangwelt der fünf Streicher wahrte und dennoch einen eindrucksvollen Viersätzer schrieb, dessen Adagio man nicht wieder vergisst.