Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15

Bis Anfang der 1870er Jahre drehte sich im Pariser Musikleben alles um die Oper – zum Nachteil der Instrumentalmusik. Erst mit der Gründung der »Société Nationale de Musique« (1871), die vor allem Orchester und Kammermusikwerke französischer Komponisten präsentieren sollte, geriet die Instrumentalmusik stärker in den Focus der Öffentlichkeit. Für dieses Forum schrieb Fauré fast alle seine Kammermusikwerke. Sein Klavierquartett c-Moll entstand 1879 und wurde im darauffolgenden Jahr von der Société uraufgeführt. Das Hauptthema des Kopfsatzes besticht durch seine noble modale Färbung und den schreitenden Rhythmus einer französischen Courante. Wie das Hauptthema baut auch der Seitensatz auf einer einzigen, eintaktigen Motivzelle mit einem markanten Rhythmus auf. Als zweiter Satz folgt ein Scherzo, wobei der erste Teil eine Art Zwischenspiel enthält, das sich als freie lyrische Paraphrase des Anfangs entpuppt. Das Trio entwickelt sich aus einer zarten Phrase über leuchtenden Harmonien, bevor das Scherzo – diesmal ohne Zwischenspiel – noch einmal wiederholt wird. Das ausdrucksstarke Adagio bildet den emotionalen Höhepunkt des Klavierquartetts. Dem leisen, wehmütigen Hauptthema stellt Fauré einen bewegteren und melodiöseren Nebengedanken zur Seite. Aus ihm erhebt sich eine groß angelegte lyrische Steigerung bis zu einem leidenschaftlichen Forte-Abschnitt, bevor das Hauptthema wieder aufgenommen wird. Die schwungvoll-punktierten Rhythmen des Finalsatzes erinnern trotz des viel rascheren Tempos entfernt an den Kopfsatz. Ein zweites, gesangliches Thema schließt sich an, bevor beide Gedanken kontrapunktisch übereinander geschichtet werden und das Hauptthema mit seinem aufsteigenden Impetus das Werk triumphal beschließt.