"Eine Empörung" für großes Orchester (Uraufführung, Auftragswerk der Münchner Philharmoniker)

Markus Lehmann-Horn über sein Werk »Empörung«:

"Der zündende Impuls dieser »Empörung« war die Gefühlslage während immer wiederkehrender Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie. Das »immer-wieder-von-vorne-beginnen-müssen« ohne zu einem Abschluss zu kommen. Die Vorbereitung auf ein Konzert (oder ein Event) mit der notwendigen, positiven Energie, die dann kurz vor dem Ziel zwangsläufig, aus bekannten Gründen, implodieren musste. Aus anfänglicher Sorge und Verständnis wurde Wut, brüllende Verzweiflung, die schließlich in ohnmächtigem Ertragen mündete. Begleitet von »herzig«-braven online-Performances mit Laptop-Sound, von absurd-peinlichen Notarrangements großer Werke für abstandsgerechte Minibesetzungen, und das alles flankiert von verquerem Denken, obwohl der Kopf doch rund ist, »damit das Denken die Richtung wechseln kann« (Francis Picabia). Es wird also Zeit, uns einmal wieder genauer zu hinterfragen. Von daher, wir brauchen »Empörung«. Die Musik ist wie ein perkussives und energetisch aufgeladenes Pulsieren, das zu keinem Abschluss kommen darf. Forciert durch drei Schlagwerke, die um das Orchester herum positioniert sind. Doch auch wie zwischen Menschen kann ein Ausbruch, ein »Fortissimo«, nicht endlos andauern – es folgt meist Stille…"