Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68

Brahms hatte es nicht leicht mit seinem symphonischen Erstlingswerk: Noch bevor er als kaum 20-jähriger an die Komposition einer Symphonie gedacht hatte, war Robert Schumann, sein erklärter Freund und Förderer, mit geradezu beängstigenden Vorschusslorbeeren für den jungen Komponisten an die Öffentlichkeit getreten, und kaum stellte Brahms, nun 42 Jahre alt, seine erste Symphonie dem Publikum vor, setzte man sie dem Vergleich mit dem „Gipfelwerk“ der Gattung aus, mit Ludwig van Beethovens 9. Symphonie.

Brahms war sich der großen Verantwortung bewusst, die es bedeutete, nach Beethovens revolutionären und Maßstäbe setzenden Werken mit einer Symphonie an die Öffentlichkeit zu treten. Nicht umsonst war die Gattung seit Beethovens Tod 1827 in eine Krise geraten und mehr und mehr ins Abseits des kompositorischen Interesses gerückt. Und mehr als zehn Jahre später, nachdem immerhin schon eine frühe Fassung des Kopfsatzes der späteren 1. Symphonie vorlag, beichtete er dem Dirigenten Hermann Levi resigniert: „Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört.“

1862 indes entstanden tatsächlich erste Skizzen zu einer Symphonie. Doch erst nach 14 Jahren hatte der inzwischen 42-jährige genügend Selbstvertrauen, um das Werk vollenden und es dem Publikum präsentieren zu können. Begeisterte Kommentatoren fanden sich rasch, und so wurde Brahms nun als Beethovens legitimer „Nachfolger“, der die Krise der Symphonie im 19. Jahrhundert „überwinden“ konnte, inthronisiert.