"Die Hebriden", Konzertouvertüre in h-Moll op. 26

Die »Hebriden-Ouvertüre« geht auf eine andere Inspirationsquelle zurück: auf die Inselgruppe der Hebriden, die Mendelssohn im Sommer 1829 während seiner Schottland-Reise besuchte. Schottland besaß für den romantisch empfindenden Menschen einen magischen Klang. Die historischen Romane Walter Scotts und die epischen Gesänge des Barden Ossian, die damals in ganz Europa mit großer Begeisterung gelesen wurden, machten diese Region in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Sehnsuchtsort zahlreicher Künstler und Bildungsreisenden. Auch Mendelssohn, der im Frühjahr 1829 seine erste England-Reise angetreten und sich sehr erfolgreich in das Londoner Musikleben eingeführt hatte, folgte dem allgemeinen Trend seiner Zeit und brach gemeinsam mit seinem Freund Karl Klingemann auf, dieses geheimnisvoll ferne, landschaftlich so schöne und gleichzeitig raue Land zu erkunden. Die musikalischen Früchte der Tour waren die »Schottische Symphonie«, die »Sonate écossaise« und eben die »Hebriden-Ouvertüre«. Mendelssohns Besuch auf den Hebriden, jenen sagenumwobenen Inseln, auf denen laut Ossian einst der König Fingal residierte, verlief alles andere als »romantisch«. Die See war rau und stürmisch, und der Komponist litt während der Überfahrt an Übelkeit. Gleichwohl muss ihn die Landschaft stark beeindruckt haben. So fertigte Mendelssohn, der ein geübter Zeichner war, eine Skizze an, die den Blick vom Festland auf die Inselgruppe wiedergibt; außerdem notierte er in einem Brief an die Familie den Beginn der späteren Ouvertüre. Aus jenen Anfangstakten entwickelt Mendelssohn die gesamte Ouvertüre.