"Lemminkäinen-Suite" op. 22, vier Legenden für Orchester
Finnland war seit dem 13. Jahrhundert ein ständiges Objekt russischer wie schwedischer Begehrlichkeiten. Wie viele andere Völker, suchten auch die Finnen im 19. Jahrhundert nach einer eigenen nationalen Identität und fanden sie, wie so oft, zunächst in der Kultur. Ein Meilenstein auf dem Weg zur nationalen Identität war das Epos "Kalevala", das der Arzt Elias Lönnrot 1835 unter Verwendung zahlreicher Runengesänge, die er in jahrelanger Arbeit gesammelt hatte, dichtete und damit zum Wegweiser einer finnischen Literatur wurde. 1893 plante Jean Sibelius eine Oper zu komponieren, deren Handlung auf einer Episode des "Kalevala" beruhen sollte. Zwar wurde diese Oper nie vollendet, doch brachte sie den Komponisten auf die Idee, vier symphonische Legenden nach Episoden des "Kalevala" zu vertonen, die sich alle um die Figur des Lemminkäinen ranken. Diese Figur wird charakterisiert als eine Art finnischer Achilles, dessen Unerschrockenheit und Schönheit ihn zum Günstling der Frauen gemacht haben. Von seinen Kriegsabenteuern ermattet, kehrt er auf abenteuerlicher Fahrt nach Hause zurück, wo er ein frohes Wiedersehen mit den Erinnerungen seiner Kindheit feiert.