Sechs Stücke für Orchester op. 6

Die Uraufführung der "Sechs Stücke für Orchester" löste 1913 im Wiener Musikvereinssaal einen Skandal aus: Für das Werk, dessen längster Satz 4 Minuten dauert und der kürzeste keine 50 Sekunden, hatte Webern einen riesenhaften Orchesterapparat auf die Bühne bemüht, der dazu nicht ein einziges Mal in vollem Tutti agierte! Zu kammermusikalischen Gruppen aufgelöst, wird im Orchester keinerlei motivische Arbeit oder Entwicklung erkennbar - die Musik besteht im Wesentlichen aus in sich abgeschlossenen, kürzesten Motiven und solistischen Linien. Dies entspricht Weberns Ansicht: "Wenn ein Motiv einmal gesetzt ist, drückt es alles aus, was in ihm enthalten ist; es muss etwas Neues darauf folgen." Trotz oder gerade wegen ihrer Knappheit offenbaren die atonal gehaltenen "Sechs Stücke" in jedem ihrer charakterlich völlig eigenen Teile eine ungeheure Expressivität und Ausdrucksstärke.