Als die Münchner Philharmoniker 1911 unter der Leitung von Bruno Walter die Uraufführung von Mahlers »Lied von der Erde« gestalteten, war der Komponist wenige Monate zuvor verstorben. Für Walter war es die »Mahlerischste« von allen Kompositionen und zugleich das »letzte Bekenntnis eines vom Tode Berührten«. Mahlers Musik hat tiefe Spuren bei vielen russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Zu seinen größten Bewunderern zählte Dmitrij Schostakowitsch, der mehrfach betonte, Mahlers »Lied von der Erde« sei das Genialste, das je in der Musik geschaffen wurde. In seiner 1945 entstandenen 9. Symphonie zitiert Schostakowitsch an zahlreichen Stellen das Lied »Lob des hohen Verstandes« von Mahler und sendete damit eine sehr spezielle Widmung an Stalin aus. Denn entgegen den Vorstellungen der sowjetischen Führung, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Schostakowitsch eine triumphale Siegessymphonie erwarteten, komponierte er ein verspieltes Werk, in neoklassizistischer Strenge und ganz ohne Pathos.
Konzertdauer: ca. 2 Stunden