Franz Schubert hat es vorgemacht: Für sein berühmtes »Forellenquintett« wählte er nicht die übliche Besetzung von Streichquartett plus Klavier, sondern verzichtete auf eine zweite Violine zugunsten des Kontrabass. Louise Farrenc und Ralph Vaughan Williams taten es Schubert gleich und wählten für ihre Klavierquintette ebenfalls die Kontrabass-Besetzung mit dem in die Tiefe erweiterten Klanggrund. Erst in den 1990er Jahren erlaubte Ursula Vaughan Williams, die zweite Frau des Komponisten, die Aufführung des c-Moll-Klavierquintetts. Der selbstkritische Ralph Vaughan Williams hatte das Werk — wie mehrere andere Kammermusikstücke aus der Zeit von 1895 bis 1908 — zunächst in die Schublade und dann ins Archiv der British Library verbannt. Ebenso neu entdeckt und zurückgekehrt auf die Notenpulte ist seit einigen Jahren das OEuvre von Louise Farrenc. Sie war als Pianistin, Professorin, Verlegerin und Kulturmanagerin eine anerkannte Größe in der Pariser Musikwelt, geriet nach ihrem Tod 1875 aber schnell in Vergessenheit.