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Frank Martin: »In terra pax«, Oratorio breve für Soli, zwei gemischte Chöre und Orchester

Ein plötzlicher Auftrag, den der Komponist zu Beginn des Sommers 1944 von Radio Genf erhielt, riss ihn aus der Arbeit an seiner »Petite Symphonie Concertante «: Man verlangte nach einem »Friedenswerk«, das unmittelbar nach Ende der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges gesendet werden sollte. »Diese Bitte erfüllte mich mit Freude, aber noch mehr vielleicht mit Angst. Denn ich musste nicht nur die Vorstellung von Krieg und Frieden und den Ausdruck allen Leidens und aller Freude vor Augen haben, sondern auch das Gefühl der Völker im Augenblick dieser ungeheuren Erleichterung, dieses momentanen Rausches, den diese wunderbare Nachricht verursachen musste. « Zwischen August und Oktober 1944 komponierte Martin »In terra pax«, »zeitweise mit den alliierten Armeen um die Wette laufend« für den Moment des erlösenden Friedensschlusses, ohne voraussehen zu können, wie dieser aussehen würde. »Nur eines war sicher«, so Martin weiter, »die Feindseligkeiten würden aufhören. So sollte ich im Sommer 1944 im Vorausblick auf die lang ersehnte Stunde beschwören: die überschäumende Freude des Augenblicks, die Angst vor der Zukunft, die unendliche Traurigkeit, überall die Verwüstungen des Krieges.« Dass diese Komposition zum Ende des verheerenden, menschenverachtenden Weltkrieges ein religiöses Werk sein musste, stand für Martin außer Zweifel. Das Werk wurde am 12. März 1945 im Studio Genf unter der Leitung von Ernest Ansermet aufgenommen, um danach das Ende der Kampfhandlungen abzuwarten. Endlich, am 7. Mai 1945, dem denkwürdigen Tag des Kriegsendes, ging »In terra pax« über den Äther. Der ersten öffentlichen Aufführung in Genf wenige Wochen später, am 31. Mai 1945, war ein hymnischer Erfolg beschieden.

 

Autor: Georg-Albrecht Eckle

Frank Martin

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