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Igor Strawinsky: »Oedipux rex«, Opern-Oratorium

Frei nach der altgriechischen Schicksalstragödie von Sophokles komponierte Strawinsky von Januar 1926 bis Mai 1927 in Nizza ein Opern-Oratorium, das mit äußerst heterogenen Stilmitteln und statuarischer Gestik die geschichtlichen Entwicklungen beider Gattungen aufhebt in einem Kunstwerk von überzeitlicher Gültigkeit. Zusammen mit Jean Cocteau reduzierte Strawinsky die Tragödie Sophokles´ auf zwei Akte mit je drei Episoden, deren Schwerpunkt nach Strawinsky darauf liegen sollte, die Individuen als Opfer der Umstände zu zeigen. Die Wahl der lateinischen Sprache für sein Werk begründete Strawinsky wie folgt: "Die Gestalten der großen Tragödie ebenso wie ihre Schicksale wurden durch die lateinische Sprache wundervoll lebendig. Welche Freude bereitet es, Musik zu einer Sprache zu schreiben, die seit Jahrhunderten unverändert besteht, die fast rituell wirkt und dadurch allein schon einen tiefen Eindruck hervorruft." Der intendierte archaische Charakter der Komposition wird nicht nur von der lateinischen Sprache getragen. So lebt der Chorsatz - im Gegensatz zu der teils Verdihaften Dramatik der Solostimmen - von psalmodierender Monodie und rhythmischer Prägnanz. Das Orchester, in dem die Bläser deutlich dominieren, distanziert sich von jeglicher Klangmalerei und beschränkt sich auf einen klaren, fast nüchternen Klang. Auch die Harmonik wirkt klassizistisch-kühl: Die Chromatik wird als spannungsgebendes Element fast völlig ausgeschaltet - was bleibt, ist eine reine Kadenz-Tonalität. Nachhaltig beeinflusst hat Strawinskys "Ödipus Rex" die Opern-Oratorien von Komponisten wie Hindemith, Honegger, Orff oder Dallapiccola.

Igor Strawinsky

Igor Strawinskys Werk (geboren am 17. Juni 1882 in Oranienbaum; heute: Lomonosov) zeichnet sich durch eine große Stilvielfalt aus. Kaum eine Technik oder eine stilistische Entwicklung seiner Zeit, mit der er sich nicht auseinandergesetzt, die nicht…

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