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Darius Milhaud: "Scaramouche", Suite für Saxophon und Orchester

»Scaramouche« von Darius Milhaud basiert auf Musik, die eigentlich fürs Theater bestimmt war. Im Mai 1937 komponierte Milhaud eine Bühnenmusik zu Molières »Le Médecin volant« (Der fliegende Arzt), eine Komödie, die in einer Fassung für Kinder am »Théâtre Scaramouche« aufgeführt werden sollte. Kurz darauf stand Milhaud unter großem Zeitdruck, da er eine Reihe von Werken für die Pariser Weltausstellung komponieren sollte; darunter war auch ein Kompositionsauftrag der Pianistinnen Marcelle Meyer und Ida Jankelevitch, die um ein Klavier-Duo baten. Milhaud griff kurzerhand auf verschiedene Passagen aus der Kindertheatermusik zurück und fügte als langsamen Mittelsatz eine Komposition ein, die er 1936 für das Theaterstück »Bolivar« geschrieben hatte. Allerdings verschaffte ihm dieses Noten-Recycling mehr Arbeit als Entlastung, denn die einzelnen Teile ließen sich nicht so leicht verbinden, wie erhofft. Milhaud berichtete entnervt, dass es ihm »unendlich viel Schwierigkeiten bereitet hatte«. Dass es sein bekanntestes Stück werden sollte, zu dem prominente Musiker wie Benny Goodman oder Jascha Heifetz Arrangements für ihre Instrumente bestellten, hat Milhaud später mehr als überrascht. Der Titel »Scaramouche« ist angelehnt an die komische Figur der Commedia dell’arte, wie Milhaud anmerkte: »Scaramouche ist der König der Aufschneider, ein Ränkeschmied, der seinen Mitmenschen das Fell über die Ohren zieht. Er rühmt sich fürstlicher Abstammung und faselt von großen Reichtümern; er gebärdet sich als unwiderstehlicher Liebhaber und bucht jede Niederlage als Sieg. […] Nach der spanischen Mode des 17. Jahrhunderts ist er ganz in Schwarz gekleidet, und sein Gesicht ziert ein riesiger Schnauzbart.« Der erste Satz mit seinem lebhaften Tempo, dem clownesken Charakter und den überraschenden Stilbrüchen scheint die Possen der Theaterfigur nachzuahmen. Das anmutige Modéré ist zurückhaltend und gleicht mit seinem sanften Rhythmus einem Wiegenlied. Weltumspannend verbindet das Finale französische Straßenmusik mit südamerikanischem Samba-Flair. Von 1916 bis 1918 arbeitete Milhaud in der französischen Botschaft in Rio de Janeiro, wo er brasilianische Musik mit ihren Rhythmen und Harmonien kennen und lieben lernte. Und so bildet der mitreißende Rumba-Rhythmus die Grundlage für die spritzige »Brazileira«.

Darius Milhaud

Darius Milhaud war ein ungemein produktiver Komponist. Weit über 400 Opera umfasst sein umfangreiches Werkverzeichnis, darunter zahlreiche Opern, allein 12 Symphonien und 18 Streichquartette. Milhaud, 1892 in Aix-en-Provence geboren, war Schüler von…

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