Die Komponistin Unsuk Chin wurde 1961 im südkoreanischen Seoul geboren, lebt jedoch bereits seit ihrem 24. Lebensjahr in Deutschland und wehrt sich seither gegen das Bedürfnis der fachkundigen Öffentlichkeit, ihre Musik in Schubladen zu stecken. Ihr Lehrer György Ligeti hatte sie 1985 zunächst in eine tiefe Schaffenskrise gestürzt, indem er ihre frühen Werke verriss, deren postseriellem Stil er keine Zukunft gab. Seit Chin sich jedoch von der Kopflastigkeit der Avantgarde freikomponiert und in ihrer Musik mehr und mehr eigenen Träumen und faszinierenden Zauberwelten Raum gegeben hatte, ist eine Stilwelt entstanden, mit der sie sich heute rundum identifiziert: das Klang gewordene Bedürfnis, der Magie ihrer inneren Fantasielandschaften eine Stimme zu geben. Zu den markantesten Merkmalen von Chins Musik zählt eine beinahe magische Klarheit, in der trotz fluoreszierender Klänge jede Nuance hörbar bleibt.
»subito con forza« entstand anlässlich des 250. Beethoven-Geburtstags im Jahr 2020 – eine Hommage ganz eigener Art, die charakteristische Momente und Spielweisen des Klassikers wie in einem Brennspiegel verdichtet und mit gnadenloser Konsequenz in die Gegenwart holt – in eine Zeit, in der die Gegensätze, die schon Beethoven liebte, noch radikaler aufeinanderprallen und in einer Fülle gleichzeitiger Ereignisse kulminieren. »Was mich besonders reizt, sind die enormen Kontraste: von Vulkanausbrüchen bis hin zu extremer Gelassenheit«, benennt Unsuk Chin dann auch ihre eigene Beethoven-Faszination und zitiert schon im Werktitel »subito con forza« – »plötzlich mit geballter Kraft« – favorisierte Spielanweisungen seiner Partituren. Die eingebrachten Kontraste sind dabei vielfältig: mal struktureller und satztechnischer, mal dynamischer Art, mal zwischen plastischer Klarheit und verschwimmender Reizüber flutung, zwischen Rhythmik und Melodie, zwischen Konsonanz und Dissonanz und insbesondere zwischen verschiedenen Klangebenen. Den klassischen Orchesterklang setzt Chin hier und da zwar auch ungefiltert ein, fächert ihn in virtuosen Klaviergirlanden und schillerndem Schlagwerk aber vielfach auch farbenreich auf.
Die Komponistin Unsuk Chin wurde 1961 im südkoreanischen Seoul geboren, lebt jedoch bereits seit ihrem 24. Lebensjahr in Deutschland und wehrt sich seither gegen das Bedürfnis der fachkundigen Öffentlichkeit, ihre Musik in Schubladen zu stecken. Ihr…
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