mphil Logo - zur Startseite

Paul Ben-Haim: Symphonie Nr. 1

Paul Ben-Haims 1. Symphonie ist in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich: Musikgeschichtlich ist sie die erste im damals britisch verwalteten Mandatsgebiet Palästina komponierte und uraufgeführte Symphonie überhaupt. Das Werk, das im Januar 1941 durch das Palestine Orchestra unter der Leitung des Komponisten erstmals erklang, stellt daher ein wichtiges Zeitdokument für das Musikleben Palästinas dar. Noch wenige Jahre zuvor wäre eine solche Aufführung kaum denkbar gewesen: Erst die sprunghaft angestiegene Einwanderung jüdischer Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa, die wie Ben-Haim vor Verfolgung und Krieg geflohen waren, erlaubte die Existenz eines professionellen Klangkörpers wie des Palestine Orchestra, dem heutigen Israel Philharmonic Orchestra. Gleichzeitig entwickelte sich in jenen Jahren auch ein Publikum, das Interesse an regelmäßigen Konzerten nach europäischem Vorbild zeigte. Die Zeit schien daher gekommen, »ein großes Werk im Geist unseres Volkes und unseres Landes« zu verfassen, wie Ben-Haim im Vorwort zur Partitur betonte. Das Werk war deshalb ein wichtiger Schritt in Richtung einer musikalischen Nationalkultur im zukünftigen ›Eretz Israel‹ (Land Israel). Persönlich bedeutete die Symphonie für Ben-Haim den endgültigen Durchbruch als Komponist in seiner neuen Heimat.

Der in den letzten Augusttagen 1939 begonnene und am 20. Juni 1940 – dem Tag der französischen Kapitulation – vollendete Kompositionsprozess der 1. Symphonie erfolgte zudem unter dem unmittelbaren Eindruck des Zweiten Weltkriegs und der drohenden, später tatsächlich erfolgten Deportation seiner in Deutschland verbliebenen älteren Schwester Therese. Sie starb unter ungeklärten Umständen nach ihrer Deportation im Juli 1942. Gewidmet ist das Werk schließlich Ben-Haims Vater, der 1938 in München verstorben war und den Ben-Haim noch zwei Jahre zuvor zur Emigration zu bewegen versucht hatte – erfolglos, zu seinem tiefsten Bedauern. Obwohl Ben-Haim ausdrücklich betonte, in der Symphonie keine weltlichen Ereignisse verarbeitet zu haben, so handelt es sich dennoch zweifellos um ein hochgradig autobiografisch geprägtes Werk.

Paul Ben-Haim

Unter dem Eindruck des steigenden Antisemitismus in Deutschland hatte sich Paul Ben-Haim – 1897 in München als Paul Frankenburger als Sohn jüdischer Eltern geboren – schon kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten zur Flucht aus Deutschland…

Zu Paul Ben-Haim