Das 1944 entstandene Musical »On the Town« war Leonard Bernsteins erster Ausflug in die Welt des Broadway. Inspiriert von seinem erfolgreichen Ballett »Fancy Free«, erzählt Bernsteins Musical von den Abenteuern dreier Seeleute, die einen Tag ihres Landgangs in New York verbringen. Ihre Erlebnisse an jeweils unterschiedlichen Schauplätzen werden im Musical mit einer ungewöhnlich hohen Zahl von Tanzszenen ausgeschmückt, was auf die zugrunde liegende Ballettidee verweist. Ein gutes Jahr nach der Musical-Premiere stellte Bernstein drei der Tanzfolgen zu einer Konzertsuite zusammen. Sie orientiert sich nicht an der Chronologie der Bühnenereignisse, sondern an der klassischen Dreisatzfolge mit langsamem Mittelteil und lebhaften Eckteilen. In der ersten Episode, dem »Dance of the Great Lover«, spielt Bernsteins Musik mit imaginären Muskeln: Gabey, einer der Matrosen, malt sich aus, wie er seiner Angebeteten imponieren könnte. Die überschäumende Musik unterstreicht Gabeys Naivität ebenso wie seine Entschlossenheit. Der »Pas de Deux« im nächtlichen Central Park beschreibt eine Szene zwischen einem schüchternen Highschool-Mädchen und einem Matrosen, der sie erst verführt und dann fallen lässt – eine melancholische Episode mit deutlichen Anklängen an Bernsteins Mentor Aaron Copland. Die dritte Episode schließlich reiht mehrere Tänze aneinander und bietet ein bunt schillerndes Panorama des abendlichen Times Square, auf dem sich die Matrosen versammeln, um sich ins Vergnügen zu stürzen. Für den rasant gestalteten Schlussabschnitt hat sich Bernstein die berühmteste Melodie aus dem Musical, das überschwängliche »New York, New York, It’s a Wonderful Town«, aufgespart, das er harmonisch abwechslungsreich und in raffinierten Instrumentierungen ausarbeitet.
Leonard Bernstein entstammte einer jüdischen Einwandererfamilie aus Riwne (Równo) in der heutigen Ukraine und wurde am 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts, geboren. Er studierte an der Harvard-Universität Klavier und Komposition und wurde 1943…
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