Bereits in der zwischen 1885 und 1888 entstandenen ersten Symphonie ist alles angelegt, was den Symphoniker Gustav Mahler auszeichnet: eine monumentale Form, die sie mit Bruckners Symphonik verbindet, das für Mahler so typische versatzstückartige Nebeneinander von "hoher" Kunstmusik, "niederer" Straßenmusik, Naturlaut und sakraler Sphäre und die Neigung zu Ironie, Groteske und Sarkasmus. Hintergrund dieser stilistischen Haltung ist die Zwitterstellung, die Mahlers Symphonik immer wieder zwischen absoluter Musik und Programmmusik einnimmt. Auch die erste Symphonie wurde zunächst mit dem Titel "Symphonische Dichtung in zwei Teilen" angekündigt und erhielt vom Komponisten in Anlehnung an einen Roman Jean Pauls den Titel "Titan". Der erste Teil trug die Überschrift "Jugend-, Frucht und Dornenstücke". Und auch die Satzüberschriften wiesen programmatische Züge auf: 1. "Frühling und kein Ende. Die Einleitung stellt das Erwachen der Natur aus langem Winterschlaf dar." 2. "Blumine" - diesen Satz hat Mahler später aus der Symphonie entfernt, 3. "Mit vollen Segeln (Scherzo)". Den zweiten Teil nannte Mahler "Commedia humana", die Sätze: 4. "Gestrandet! Ein Totenmarsch nach Callots Manier"; 5. "Dall´ inferno (Allegro furioso - folgt als der plötzliche Ausbruch der Verzweiflung eines im Tiefsten verwundeten Herzens). Später eliminierte Mahler die programmatischen Titel allerdings wieder und gab das Werk als Symphonie heraus.
Militärmusik und Trompetensignale, Naturlaut und Kuhglocken, Trauermarsch und Holzhammer - kaum eine Musik oder ein Instrument hat Gustav Mahler (geboren am 7. Juli 1860 in Kalischt, Böhmen) in seinen Sinfonien ausgelassen. Darüber hinaus hat Mahler…
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