Generationen osteuropäischer Komponisten sprachen slawisch und fühlten deutsch oder sprachen deutsch und fühlten slawisch. Dem allzu früh verstorbenen Deutschrussen Alfred Schnittke gelang es, seine tiefe Verwurzelung im Musikidiom Osteuropas mit der unstillbaren, für Russland so typischen Sehnsucht nach deutscher Musiktradition zu verbinden, beide Kulturkreise zu einem seelisch-musikalischen Amalgam zu verbinden und alles Trennende in seiner supranationalen Tonsprache aufzuheben: In Schnittkes Sinfonien, Instrumentalkonzerten und zahlreichen Werken für kammermusikalische Besetzungen werden folkloristische Botschaften aus Russland genial in das Vokabular einer modernen, gesamteuropäischen Musiksprache übersetzt, die vielfach den Anschluss an die westliche Avantgarde suchte, aber auch Ausflüge in die publikumsfreundliche Postmoderne nicht scheute.
geboren 24.11.1934 in Engels (heute Rußland), gestorben 3.8.1998 in Hamburg