Wie Henry Purcell für die englische Musik des Barock und Benjamin Britten für die englische Musik der Moderne stehen, so gilt Edward Elgar (1857-1934) als der englische Vertreter der Musik der Spätromantik. Diese Einordnung ist gewiss vor allem seinen patriotischen Werken zu verdanken, von denen die Orchestermärsche op. 39 mit dem Titel "Pomp and Circumstance" zur heimlichen Nationalhymne avancierten. Zu diesen Märschen bekannte er: "Ich habe etwas vom Instinkt eines Soldaten in mir, und so habe ich Märsche geschrieben und bin weit davon entfernt, mich für sie zu schämen, ich bin vielmehr stolz auf sie." So verkörperte und repräsentierte kein anderer Komponist seiner Zeit in seinen Werken das Lebensgefühl der ausgehenden Viktorianischen Epoche besser als Edward Elgar. Dabei stammte er keineswegs aus großbürgerlichen Verhältnissen, sondern wuchs als Sohn eines Musikalienhändlers und Organisten in bescheidenen Verhältnissen auf. Gleichwohl war ihm durch seine Herkunft die Musik gewissermaßen in die Wiege gelegt. Autodidaktisch bildete er sich auf mehreren Instrumenten aus und wurde 1885 als Nachfolger seines Vaters Organist der katholischen Kirche in Worcester. Der große Durchbruch als Komponist gelang ihm 1899 mit seinen "Enigma Variations". Danach war er bald mit zahlreichen Auszeichnungen dekoriert. Außerhalb Englands tun sich Elgars Werke allerdings bis heute schwer und werden oftmals als zu viktorianisch pompös und bombastisch abgetan. Doch zu Zeiten, in denen der europäische Einigungsprozess stetig voranschreitet, sollte die Wahrnehmungsfähigkeit der Facetten verschiedener europäischer Kulturen besonders geschärft werden. Und hierzu leistet das Werk Edward Elgars einen unverzichtbaren Beitrag.