Als Inbegriff der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts beeinflusste Giuseppe Verdi fast konkurrenzlos für 50 Jahre die musikdramatischen Geschehnisse seines Heimatlandes. Sein Kompositionsschaffen begann in Zeiten staatlicher Zersplitterung und mächtiger Einheitsbewegungen. Das erklärt die nationale Inbrunst, die in Verdis frühen Opern - am berühmtesten im Freiheitschor des "Nabucco" - zu effektvollem Klang wird und von den Zeitgenossen mit Jubel begrüßt wurde. Mit "Ernani", "Macbeth" oder "I Masnadieri" vollzieht Verdi jedoch die Wendung hin zu einem mehr persönlichen und verinnerlichten Drama. Die psychologische Zeichnung der Figuren steht im Mittelpunkt der Opern, was musikalisch zu einem deklamationsnahen Charaktergesang führt, der dem alten Belcanto-Ideal eine Absage erteilt. Der Aktionscharakter der Librettosprache sowie die szenische Dimension gewinnen zunehmend an Bedeutung. Verdi verlangte nach einem neuen Sprachstil, der "parola scenica", der sich direkt auf die konkrete Handlungssituation beziehen sollte und damit eine zwingende, dramatisch-musikalische Umsetzung ermöglichte. Verdis Opernreform äußert sich zunächst in Opern wie "Rigoletto", findet ihre Reife in "Aida" und führt in den beiden Alterswerken "Otello" und "Falstaff" zu einer ganz persönlichen Konzeption von Musikdramatik. Neben nahezu 30 Opern schuf Verdi nur wenige Vokal- und Sakralwerke, von denen vor allem die "Messa da Requiem" und die "Quattro pezzi sacri" den Opern in musikalischer Hinsicht in nichts nachstehen.