Unter dem Eindruck des steigenden Antisemitismus in Deutschland hatte sich Paul Ben-Haim – 1897 in München als Paul Frankenburger als Sohn jüdischer Eltern geboren – schon kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten zur Flucht aus Deutschland entschlossen. Damit hatte er eine bis dahin glänzend verlaufene Karriere zurücklassen müssen: Als Kapellmeister in München und Augsburg hatte er große Publikumserfolge errungen, als Komponist sich auch überregional längst einen Namen gemacht. Noch im März 1933 waren mehrere Aufführungen seiner Werke geplant gewesen, etwa die seines Concerto grosso (1931) mit den Münchner Philharmonikern, was aber bald aufgrund von Aufführungsverboten unmöglich wurde. Im November 1933 verließ Frankenburger Deutschland endgültig in Richtung Palästina, wo er sich fortan Ben-Haim (»Sohn Heinrichs«) nannte. Dort galt es, sich eine neue Existenz aufzubauen in einem Land, dessen Sprache er erst erlernen musste, und in einem Umfeld, in dem es kaum genügend Arbeit für die zahlreichen emigrierten Musikschaffenden gab. Paul Ben-Haim starb 1984 in Tel Aviv.
Nach ihm benannt ist das Ben-Haim-Forschungszentrum, eine gemeinsame Initiative der Hochschule für Musik und Theater München und der Landeshauptstadt München, die im März 2020 gegründet wurde. Unter der Leitung von Musikwissenschaftler Dr. Tobias Reichard untersucht das Forschungszentrum die Geschichte und die Musik verfolgter Komponist*innen sowie die jüdische Musikkultur in ihrer ganzen Vielfalt vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus mit Schwerpunkt im süddeutschen Raum. Die Forschungsarbeit des Zentrums wird durch eine intensive Lehr-, Vortrags- und Publikationstätigkeit sowie durch Konzertveranstaltungen der Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ziel des Zentrums ist es dabei, die Geschichte jüdischer sowie NS-verfolgter Künstlerinnen und Künstler aufzuarbeiten und so eine lebendige Erinnerungskultur in München und Bayern zu fördern.