"Das gegenwärtige Concert war nun wieder ein solches, in dem eine neue Composition zu Grabe getragen wurde - das Concert des Herrn Johannes Brahms." Mit diesen Worten begann die Kritik einer Aufführung von Brahms´ 1. Klavierkonzert im Leipziger Gewandhaus am 27. Januar 1859. Dabei hatte Robert Schumann den jungen Brahms bereits 1853 in einem enthusiastischen Aufsatz der musikalischen Öffentlichkeit präsentiert: "Ich dachte", so Schumann, "es würde und müsse einmal plötzlich Einer erscheinen, der uns die Meisterschaft nicht in stufenweiser Entfaltung brächte, sondern, wie Minerva, gleich vollkommen gepanzert aus dem Haupte des Kronon spränge. Und er ist gekommen. Er heißt Johannes Brahms. Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: das ist ein Berufener. Am Clavier sitzend, fing er an, wunderbare Regionen zu enthüllen. Wir wurden in immer zauberischere Kreise hineingezogen. Dazu kam ein ganz geniales Spiel, das aus dem Clavier ein Orchester von wehklagenden und lautjubelnden Stimmen machte." Brahms fühlte sich durch diesen Aufsatz unter einen ungeheuren Erwartungsdruck gesetzt. Und so dauerte es vier lange Jahre, bis Brahms 1857 nach langer, mühevoller und von Selbstzweifeln begleiteter Arbeit sein erstes Orchesterwerk, das d-Moll-Klavierkonzert, der musikalischen Öffentlichkeit vorstellte. Die Resonanz muss für den 24-jährigen Komponisten und Solisten entmutigend gewesen sein: "Ohne irgendeine Regung wurde der erste Satz und der 2te angehört. Zum Schluss versuchten drei Hände langsam ineinander zu fallen, worauf aber von allen Seiten ein ganz klares Zischen solche Demonstrationen verbot." Und entschuldigend fügte er hinzu: "Ich versuche ja erst und tappe noch." Heute beeindrucken bei diesem Versuch vor allem die Unmittelbarkeit, Direktheit und Energie des jungen Komponisten.
"Neue Bahnen" lautete der Titel eines enthusiastischen Aufsatzes in der "Neuen Zeitschrift für Musik", mit dem Robert Schumann Johannes Brahms (geboren am 7. Mai 1833 in Hamburg) der Musikwelt bekanntmachte. Von Schumann als Neuerer gelobt, wurde…
Zu Johannes Brahms