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Daniel Nelson: "Steampunk Blizzard" für Orchester

»Steampunk Blizzard« entstand 2016 als Ergänzungswerk zu Tschaikowskys 5. Symphonie für ein Konzertprogramm, das unter dem Motto »Schneeprinzen« stand. Als das Orchestre national d’Île-de-France dem schwedisch-amerikanischen Komponisten Daniel Nelson den Auftrag dazu erteilte, las dieser gerade den Roman »Die Zeitmaschine« von H.G. Wells, ein Buch, das zusammen mit Jules Vernes Romanen zu einem Eckpfeiler der »Steampunk«-Bewegung der 1980er Jahre wurde. Inspiriert von den frühen Science-Fiction-Autoren entwickelte sich »Steampunk« zu einem Kunststil, der moderne, futuristische Technologien mit Mitteln und Materialien aus dem viktorianischen Zeitalter verknüpft. In diesem »Retro-Futurismus« spielt die Dampfmaschine (englisch: steam engine) eine zentrale Rolle.

Daniel Nelson verknüpfte Tschaikowsky mit H.G. Wells Buch, indem er sich vorstellte, Tschaikowsky sei eine der Romanfiguren, die bei der Vorstellung der Zeitmaschine anwesend waren. Außerdem wandelte er die Zeitmaschine in einen »fantastischen Dampfkraft-Apparat, der unentwegt (›working and working‹) davon tuckert« und schließlich in einen kurzen, ungezügelten Schneesturm gerät. »Ich fragte mich: Wie hätte Tschaikowsky auf dieses Programm-Szenario musikalisch reagiert?«, schreibt Nelson. »Und meine Antwort wurde zum einigermaßen ungewöhnlichen kompositorischen Ausgangspunkt für ›Steampunk Blizzard‹. Ich habe nicht versucht, die Musik Tschaikowskys neu zu schreiben oder zu imitieren. Ich versuchte vielmehr, meine eigene musikalische Stimme durch das musikalische Prisma dieses großen Komponisten noch einmal zu überprüfen.« Mit motorischen Rhythmen, die laut Partitur »mit mechanischer Präzision« zu spielen sind, schnauft und dampft die Musik dahin und schafft einen lebendigen Eindruck von einer Dampfmaschine, die gleichermaßen Faszination und Furcht auslöst.