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Daniel Lozakovich
Valery Gergiev
Münchner Philharmoniker

Seit seinem achten Lebensjahr träumte Daniel Lozakovich davon, Beethovens Violinkonzert aufzunehmen. Mit dreizehn spielte er es zuerst in einem Konzert, mit fünfzehn – wenige Monate nach seinem ersten Auftritt mit Valery Gergiev – wurde er von dem Maestro eingeladen, das Konzert mit ihm in Moskau zur Eröffnung des 15. Osterfestivals aufzuführen. Nun, drei Jahre später und nach vielen gemeinsamen Projekten mit seinem Mentor und auch mit den Münchner Philharmonikern, traf er sich erneut mit Gergiev und dem Orchester, um das Werk einzuspielen.

Dass es ein Live-Mitschnitt sein sollte, war von vornherein klar: »Ein Konzert hat eine eigene Magie«, sagt Lozakovich. »Durch das Publikum entsteht eine einzigartige Atmosphäre, seine Energie schafft eine andere Konzentration, und die Musik wird lebendiger.«  

Beethovens Zeitgenossen jedoch reagierten einst anders auf die Komposition, ausgerechnet mit dem Violinkonzert taten sie sich schwer. Ein Kritiker meinte schlicht, dass »der Zusammenhang oft ganz zerrissen scheine, und die unendlichen Wiederholungen einiger gemeiner Stellen leicht ermüden könnten«. Wohl auch deshalb versank das 1806 in wenigen Wochen komponierte Konzert jahrzehntelang im Dornröschenschlaf, bis Joseph Joachim und Felix Mendelssohn Bartholdy es 1844 in London wachküssten.

Beethovens Opus 61 ist in der Tat eine eigene Kategorie. Für Lozakovich ist es sogar das größte Konzert überhaupt – und der jetzt 19-Jährige meint damit ganz ausdrücklich nicht nur die Violinkonzerte aller Epochen: »Nein, es ist wirklich das größte Konzert von allen.«  Es sei von unfassbarer Reinheit. Nicht kompliziert, aber mit großer Klarheit geschrieben. Und doch tief. »Seine Themen sind von überirdischer Schönheit.«

Virtuosität müsse der Musik dienen, sagt Lozakovich, dem die Welt sein reifes, kunstvolles Spiel bescheinigt. Hier aber ist er daran interessiert, seinen eigenen Beethoven-Klang zu finden. Auf der Suche danach sind seine Vorbilder weniger Geiger als große Dirigenten und Pianisten. Und er studiert die Werke, die im Umfeld des Violinkonzerts entstanden: die vierte Symphonie etwa, die Rasumowsky-Quartette, das vierte Klavierkonzert. Außerdem liest er viel, Beethovens Briefe, Biografien über ihn, aber auch den Doktor Faustus von Thomas Mann. »In diesem Roman kann man so viel über Beethoven erfahren, weil Thomas Mann vieles von Adorno entlehnt hat, der für mich auch sehr lehrreich war. Der Roman ist eine Welt für sich, er ist erstaunlich.«

Die Technik hingegen bleibt für Lozakovich ein Mittel zum Zweck, mehr nicht. »Beethoven hat ein symphonisches Konzert komponiert, das erste überhaupt. So muss es aufgeführt werden. Solist und Orchester sind absolut gleichberechtigt, jeder ist für die Struktur gleich bedeutsam. Deshalb war es mir auch so wichtig, dieses Werk mit Maestro Gergiev aufzunehmen.«

Und noch in anderer Hinsicht nimmt das Beethoven-Konzert für Lozakovich einen besonderen Rang ein – darin hält er es sogar für revolutionär: Es stellt die Brücke zwischen Klassik und Romantik dar. Romantisch genug, dass sich die von Lozakovich gewählten großartigen Kadenzen Fritz Kreislers nahtlos einfügen.