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Sergej Prokofjew

Sergej Prokofjew wurde 1891 auf Gut Sonzowka im Gouvernement Jekaterinoslaw geboren und studierte am Petersburger Konservatorium Komposition, Klavier und Dirigieren. 1918 verließ Prokofjew mit Billigung der sowjetischen Behörden seine Heimat und ließ sich in Paris nieder, wo der berühmte Impresario Sergej Diaghilew und der Tänzer und Choreograph Sergej Lifar zwischen seine Ballette zur Aufführung brachten.

1936 kehrte Prokofjew mit seiner Familie endgültig nach Russland zurück. Trotz seines Bemühens, den offiziellen ästhetischen Maximen der Partei zu genügen, fanden seine Werke nicht immer ungeteilte Zustimmung. 1948 wurde Prokofjew (neben Schostakowitsch, Achmatowa, Pasternak, Eisenstein u.a.) im Rahmen der von Andrej Schdanow eingeleiteten repressiven Kulturkampagne des „Formalismus“ beschuldigt.

Als Sergej Prokofjew am 5. März 1953 in Moskau starb - am selben Tag wie Josef Stalin - hinterließ er ein umfangreiches Werk, von dem sich bis heute vor allem sein musikalisches Märchen "Peter und der Wolf", seine erste Sinfonie mit dem Beinamen "classique" sowie sein Ballett "Romeo und Julia" größter Popularität erfreuen. Obwohl das Gesamtwerk von Prokofjew auf den ersten Blick sehr heterogen erscheint - neben Literaturopern findet man Musik für historische Filme, neben intimer Kammermusik propagandistische Auftragskompositionen, neben radikal modernen Werken Stücke von fast klassischer Einfachheit und Eingängigkeit -, durchzieht alle seine Kompositionen ein typischer Personalstil, der Prokofjew zusammen mit Dmitri Schostakowitsch zum bedeutendsten Komponisten der Sowjetunion macht. Und ähnlich wie bei Schostakowitsch ist auch Prokofjews Verhältnis zur offiziellen Sowjetkultur ein gebrochenes: 1948 von der KPdSU des Internationalismus und Formalismus geziehen, wandelte sich Prokofjew mehr und mehr vom aggressiven Neutöner zum konservativen Traditionalisten, der sich zumeist auf dem schmalen Grad zwischen Gefordertem und Geduldetem bewegte. Allerdings waren es weniger ästhetische Theorien, die ihn dazu bewogen, sondern vielmehr die Frage, woher die Musik ihre gesellschaftliche Legitimation beziehen sollte. Und seine eingängige Musiksprache der "Neuen Einfachheit", wie er sie selbst bezeichnete, erschien ihm dabei - einigermaßen in Übereinstimmung mit der ästhetischen Doktrin des sowjetischen Realismus - wesentlich geeigneter, sein Publikum zu erreichen, als die dissonanten Härten seiner frühen Werke.