Sergej Rachmaninow, einer der größten Pianisten aller Zeiten und einer der herausragendsten Melodiker unter den Komponisten, wurde am 20. März 1873 (1. April nach neuer Zeitrechnung) in Oneg bei Nowgorod als Sohn einer Musikerfamilie geboren. 1888 begann Rachmaninow bei Siloti Klavier und Komposition bei Sergei Tanejew und Anton Arenski zu studieren; auch Tschaikowski, Silotis Freund und früherer Lehrer, stand ihm beratend zur Seite.
Schon in frühen Schaffensjahren zeigte sich eine Konstante, die sich durch Rachmaninows ganzes Leben zog: ein ruheloses Hin und Her zwischen Auftritten als Konzertpianist und Komponieren. Gewöhnlich gab er aufgrund wirtschaftlicher Zwänge dem Podium den Vorrang. Schon 1899, als er in London ein Konzert mit seinen Orchesterwerken dirigierte und einige seiner Klavierwerke spielte, genoß er internationalen Ruf. 1904 nahm Rachmaninow eine Stelle als Dirigent am Bolschoi-Theater in Moskau an.
Nach der Oktoberrevolution 1917 beschloss Rachmaninow, mit seiner Familie das Land zu verlassen, und nahm eine Einladung für ein Konzert in Stockholm an. Im Dezember machte sich der Komponist mit Frau und den beiden Töchtern auf die Reise; er sollte niemals in seine Heimat zurückkehren. Nach einem kurzen Aufenthalt in Stockholm und Kopenhagen übersiedelten sie im November 1918 nach Amerika.
Bei seinem letzten Soloauftritt, am 17. Februar 1943 in Knoxville/Tennessee war er bereits schwerkrank. Er starb am 28. März in Beverley Hills.
"Die Musik eines Komponisten sollte sein Geburtsland ausdrücken, seine Liebesaffären, seine Religion, die Bücher, welche ihn beeinflusst haben, die Bilder, die er liebt. Sie sollte das gesamte Produkt der Erfahrung des Komponisten sein." Dieses künstlerische Credo bestimmte das Schaffen Sergej Rachmaninows Zeit seines Lebens. Mit ihm verbunden ist die deutliche Absage an alle theoretischen Konzepte und ästhetischen Programme, wie sie bei der musikalischen Avantgarde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Konjunktur hatten. "Ich empfinde keine Sympathie gegenüber Komponisten, die Werke nach vorgefassten Formeln oder vorgefassten Theorien schreiben. Oder gegenüber Komponisten, die einen gewissen Stil schreiben, weil es modisch ist, so zu schreiben. Große Musik ist niemals auf diese Weise produziert worden." Rachmaninows eigene Werke waren allerdings lange Zeit weit davon entfernt, als große Musik zu gelten. Der Misserfolg seiner ersten Symphonie verunsicherte den Komponisten sogar so sehr, dass er das Komponieren zeitweilig ganz aufgab. Dennoch lässt sich sein Schaffen sehr deutlich mit dem biographischen Kontext in Verbindung bringen und erfüllt auf diese Weise durchaus das Credo des Komponisten. Dies gilt insbesondere für sein Spätwerk, das in seiner Verbindung von russischer Musik des 19. und amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts sowie in seiner inneren Gebrochenheit seiner Situation als Exilrusse in Amerika Rechnung trägt.