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Ludwig van Beethoven: Streichquartett c-moll op. 18 Nr. 4

Um 1785 hatte sich das Streichquartett zu einer Gattung entwickelt, die ästhetisch wie kompositorisch höchste Anforderungen an Komponisten, Musiker und Zuhörer stellte. Entscheidend bestimmt wurde diese Entwicklung von Joseph Haydn, dessen Streichquartette für nachfolgende Komponisten zum Maßstab wurden. Legendär ist der künstlerische Streichquartett-Dialog zwischen Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, bei dem jeder vom anderen lernte. Der hohe Rang des Streichquartetts führte auch dazu, dass viele junge Komponisten Streichquartette für ihr Opus 1 wählten, mit dem sie signalisieren wollten, dass die Komponisten-Lehrzeit nun vorbei sei und sie sich ihres künstlerischen und kompositorischen Könnens sicher seien.

Es spricht für die außergewöhnlich ausgeprägte Selbstkritik Ludwig van Beethovens, dass er sich mit der Gattung Streichquartett lange Zeit ließ. Bevor er 1799/1800 seine ersten Streichquartette komponierte, hatte er seit 1794 die kompositorischen Anforderungen an einen differenzierten kammermusikalischen Satz zunächst mehrfach im Bereich des Streichtrios erprobt - Erfahrungen, von denen er bei seinen Streichquartetten op. 18 profitierte.

Beethovens erste Streichquartette orientieren sich in mehrerer Hinsicht an den bereits als klassisch empfundenen Vorbildern Haydn und Mozart. Dies ist bereits äußerlich sichtbar: seit Joseph Haydns ersten Quartetten war es üblich, Streichquartette in Serien von sechs Werken zu veröffentlichen, und auch Beethovens op. 18 umfasst sechs Streichquartette. Innerhalb dieser sechs Quartette durfte sich keine Tonart wiederholen. Zudem war in der Regel ein Quartett in einer Moll-Tonart darunter. Darüber hinaus war zumeist das ganze Spektrum an Satzcharakteren und Satztypen vertreten. In Beethovens Quartetten op. 18 weisen zahlreiche Merkmale und Details auf eine konzentrierte Auseinandersetzung mit den Werken Haydns und Mozarts hin. Und so reihten sich Beethovens Quartette op. 18 auch bald selbst in den Kanon der "Klassiker" ein.

Das vierte Quartett der Serie op. 18 steht in c-moll und repräsentiert damit das obligatorische Moll-Quartett. Und der Tonart entsprechend hebt der Kopfsatz in pathetischem Tonfall an, ein Pathos, das im Scherzo (3. Satz) mit seinen starken Sforzato-Akzenten und dem kompakten vierstimmigen Satz nochmals aufgenommen wird. Der zweite Satz mit der Satzüberschrift Andante scherzoso quasi Allegretto ist kein wirklich langsamer Satz. Vielmehr ist sein Charakter fast tänzerisch. Er ist von intensiver kontrapunktischer Arbeit geprägt. Das Finale schließlich ist ein zündendes, bisweilen etwas ruppiges Rondo mit zwei Couplets, dessen dahinrasendes Hauptthema den Charakter eines Perpetuum mobile besitzt.

Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven, 1770 in Bonn als Sohn einer Musikerfamilie geboren, fiel früh durch seine außergewöhnliche musikalische Begabung auf. 1792 schickte ihn der Bonner Kurfürst nach Wien, um ihm dort eine Vervollkommnung seiner Kenntnisse durch…

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