In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein Streit über die "wahre" Symphonik. Im Kern ging es um die Frage, ob Musik einem Programm folgen solle oder ob sie als autonome Kunst ihre Sinnstiftung allein aus sich selbst heraus beziehe. Beide Parteien beriefen sich auf die Symphonik Ludwig van Beethovens, dessen dritte, fünfte, sechste und neunte Symphonie, so sagen die einen, durchaus programmatische Züge trügen, indem sie einem Sujet verpflichtet seien. Allerdings, so argumentieren die anderen, vertonten diese Symphonien kein außermusikalisches Programm, sondern seien in sich gegründete Werke, die des Bezugs auf Außermusikalisches nicht bedürfen. Nun hat Beethoven gerade seiner 6 Symphonie mit dem Beinamen "Pastorale" sehr sprechende Satzüberschriften gegeben: 1. Satz "Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande", 2. Satz "Szene am Bach", 3. Satz "Lustiges Zusammensein der Landleute", 4. Satz "Gewitter, Sturm", 5. Satz "Hirtengesang - Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm". Diese Satzüberschriften verweisen durchaus auf programmatische Inhalte der Musik, und beispielsweise das Gewitter ist durchaus naturalistisch dargestellt. Auf der anderen Seite hat Beethoven jedoch dieser Symphonie eine eigene Erläuterung beigegeben, in der es heißt, die Musik sei "mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei", also mehr Innensicht als Darstellung äußerer Ereignisse. Programmmusik oder nicht? Doch jenseits dieser Frage teilt sich auch dem heutigen Hörer noch der "pastorale" Tonfall mit, der Beethovens Naturverbundenheit beredten Ausdruck verleiht.
Ludwig van Beethoven, 1770 in Bonn als Sohn einer Musikerfamilie geboren, fiel früh durch seine außergewöhnliche musikalische Begabung auf. 1792 schickte ihn der Bonner Kurfürst nach Wien, um ihm dort eine Vervollkommnung seiner Kenntnisse durch…
Zu Ludwig van Beethoven