Haydn, Mozart und Rameau: Meister der Innovation
Auch in vermeintlich längst bekannten Epochen wie Barock und Klassik lassen sich noch Entdeckungen machen, die Ohren öffnen und Zusammenhänge erschließen.
Am Schauplatz Salzburg zum Beispiel: Michael Haydn war dort am Hofe des Fürsterzbischofs tätig. Josephs kleiner Bruder, ein »Kleinmeister«? Wolfgang Amadeus Mozart hat auch ihn hochgeschätzt. Michael Haydns 1771 zum Tode des Erzbischofs Schrattenbach komponiertes Requiem diente Mozart 20 Jahre später in etlichen Details als Vorbild für seine eigene, unvollendete Totenmesse. Sogar auf symphonischem Gebiet gibt es Beziehungen, hat doch Mozarts große abschließende Symphonien-Trias nicht wenig auch dem Vorbild des »Salzburger Haydn« zu verdanken, der so klein also nicht gewesen sein kann, sondern ein Meister eigenen Ranges war. Und Mozart selbst hat die Musik seiner Zeit umgekrempelt: die Opera buffa im Verein mit dem kongenialen Librettisten Lorenzo Da Ponte, etwa in »Le nozze di Figaro« und »Così fan tutte«. Doch auch die alte Seria hat er in »La clemenza di Tito« in eine »vera opera« verwandelt. Nicht der jüngere Bruder, sondern der kühne Nachfolger eines Großen war hingegen Jean-Philippe Rameau, ein begnadeter Musiktheoretiker und Komponist: Über seine Werke entbrannten heftige Auseinandersetzungen zwischen Rameaus begeisterten Anhängern und den konservativen Unterstützern seines Vorgängers Jean-Baptiste Lully. Heute zählen Rameaus Opéra-ballets zu den Gipfelwerken des französischen Barocks, gerade wegen ihrer prunkvollen und zugleich musikalisch charakteristischen Tanznummern.