Ist alles so, wie es vordergründig erscheint? Sowohl Gustav Mahler als auch Dmitrij Schostakowitsch sind Meister im Spiel mit doppeltem Boden. Mit seiner Symphonie Nr. 6 wollte Dmitrij Schostakowitsch laut eigener Aussage »die Stimmungen von Frühling, Freude und Jugend vermitteln« und ließ dann das Werk mit einem gewichtigen, grüblerischen, langsamen Satz beginnen. Eine Antwort auf den verordneten Jubel, mit dem Schostakowitschs »Fünfte« endet? Oder ein Spiel mit falsch geweckten Erwartungen? Bei der Uraufführung von Gustav Mahlers 4. Symphonie, die der Komponist ausdrücklich in München mit dem Vorgänger-Orchester der Münchner Philharmoniker gestalten wollte, wurde das Publikum ebenfalls vor den Kopf gestoßen. Nach der monumentalen »Auferstehungssymphonie« und der klanglich Grenzen sprengenden »Dritten« nähert sich Mahler in seiner »Vierten« einem durchsichtigen, fast schon neoklassizistischen Musizierstil an. Und auch die im Finale versprochenen himmlischen Freuden erweisen sich als brüchig und trügerisch.
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