»Die Geschichte amerikanischer Komposition zu Beginn des 20. Jahrhunderts kreist um ein abwesendes Zentrum«, konstatiert Alex Ross, Musikkritiker des »New Yorker«, und überschreibt das entsprechende Kapitel in seinem Bestseller »The Rest is Noise« sogar mit »Die Unsichtbaren«. Gemeint sind Komponisten wie Charles Ives, Wallingford Riegger, Carl Ruggles und andere, die eine Identität als amerikanische Komponisten erst mühsam erarbeiten mussten. Diese »Unsichtbaren« wieder ans Licht zu führen, hat sich Barbara Hannigan zur Aufgabe gemacht. Nach intensiven Recherchen in der Library of Congress präsentiert sie ein Programm, das in dieser Form einmalig sein dürfte. Es zeigt amerikanische Musik zwischen 1900 und 1945 wie durch ein Brennglas: von radikaler Einfachheit über radikale Dissonanz bis hin zur Fusion klassischer und populärer Musik, wie sie am Broadway ihren Höhepunkt fand. Ein Abbild der musikalischen Vielfalt, das notwendigerweise unvollständig bleiben muss, aber bereits in dieser Form faszinierende und überraschende Einblicke erlaubt. Besonders im Fokus stehen bei Hannigan dabei die individuellen, kantigen, widerständigen Stimmen, die einen eigenen Ausdruck suchten und neue Wege beschritten.
Konzertdauer: ca. 1 ½ Stunden